Fahrrad fahren mit Helm

Sogar der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist der Meinung, eine Fahrradhelmpflicht würde "die Fahrradnutzung drastisch senken und damit den Autoverkehr zunehmen lassen."

Ganz schön viel Widerstand gegen ein Stück Kunststoff, das nachweisbar die Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas mindern kann, der häufigsten Radler-Verletzung von verunglückten Fahrradfahrern im Straßenverkehr. Seit 1980 wurden dazu immer wieder Studien in Auftrag gegeben. Einig sind sie sich darin, dass ein Helm das Verletzungsrisiko zwischen 50 und 70 Prozent senkt. Ebenso unstrittig ist die Tatsache, dass die Wirkung eines Helmes umso größer ist, je schwerer das Schädel-Hirn-Trauma ist.

Trotzdem trägt nur eine Bevölkerungsgruppe - Kinder zwischen sechs und zehn Jahren - mit 76 Prozent überdurchschnittlich oft einen Fahrradhelm. Vermutlich, weil ihre Eltern das so wollen. Das bringt die Erwachsenen aber nicht dazu, selbst Helm zu tragen. Bei ihnen schwankt der Anteil zwischen sieben und 21 Prozent.

Wer noch nicht selbst gestürzt ist, findet den Helm lästig

Das liegt daran, dass schwere Unfälle mit dem Rad eher selten sind. "Die positive Wirkung eines Helmes ist deswegen nicht spürbar", sagt Mark Vollrath vom Institut für Verkehrspsychologie an der TU Braunschweig. Das heißt: Wer selbst noch nicht schwer gestürzt ist, empfindet ihn einfach nur als lästig.

Die Schlussfolgerung daraus könnte sein: Wer sich nicht freiwillig schützen will, den muss man dazu zwingen. In 13 Staaten - darunter Australien, Neuseeland, Chile, Finnland und Spanien - müssen alle Radfahrer stets Helm tragen. In 15 Ländern gibt es eine Helmpflicht für bestimmte Altersgruppen oder in bestimmten Gebieten. In Australien stieg die Quote von Radlern mit Helm nach der Einführung 1991 innerhalb von zwei Jahren von 25 Prozent auf 85 Prozent. Eine Beobachtung, die sich in allen Ländern machen ließ. Und: Sie blieb dort hoch, wo das Nichtbeachten der Helmpflicht mit Bußgeldern sanktioniert wird.

Aber ist Zwang der richtige Weg? Auf unbeliebte Anordnungen im Straßenverkehr reagieren die Deutschen besonders empfindlich. Selbst gegen die Einführung der Gurtpflicht in den Siebzigerjahren oder das Sicherheitssystem ABS bei Autos gab es Proteste. Und wer ein generelles Tempolimit auf Autobahnen fordert, erntet schnell massives Unverständnis. Das Gleiche gilt für die Helmpflicht. Wer im Internet in die Kommentarspalten unter Beiträge zum Thema blickt, findet seitenlange hitzige Diskussionen.

 

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/auto/verkehrssicherheit-warum-eine-helmpflicht-nicht-durchzusetzen-ist-1.3912178